Wenn man ein Loch in den Fußboden des Kinderzimmers bohrt, wo kommt man dann an? In der Wohnung darunter? Und wenn ja, in welchem Raum der Wohnung? Oder landet man gleich im Keller?
Wenn ein Auto durch eine Rechtskurve fährt, wer bewegt sich dann schneller: Der Fahrer oder der Beifahrer? Oder sind beide gleich schnell?
Da Kinder weder Löcher in Fußböden bohren noch Auto fahren dürfen, müssen sie ihr Vorstellungsvermögen einsetzen, um solchen Fragen nachzugehen. In der entwicklungspsychologischen Forschung interessiert man sich dafür, wie sich dieses Vorstellungsvermögen im Laufe der Kindheit entwickelt. Wie bilden Kinder den dreidimensionalen Raum in ihrer Vorstellung ab? Können sie dabei verschiedene Perspektiven einnehmen?
Einer unserer Forschungsschwerpunkte liegt auf der Frage, welche Hilfsmittel Kindern dabei helfen, sich Bewegungen vorzustellen. Können Kinder Perspektivwechsel in einer vorgestellten Umgebung besser nachvollziehen, wenn sie sich selbst fortbewegen? Können sie dynamische Prozesse besser verstehen, wenn sie diese mit ihrem eigenen Körper nachmachen? Wie und wann kommen Zeit und Veränderung in die Vorstellung?
Bisherige Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die Motorik (d. h. die Bewegungssteuerung) einen herausragenden Einfluss auf das kindliche Vorstellungsvermögen hat. In unserer Forschung versuchen wir herauszufinden, wie genau sich dieser Einfluss auswirkt, welche anderen Faktoren außerdem eine Rolle spielen und wie wir Kindern dabei helfen können, ihre Vorstellung beim kreativen Problemlösen zu nutzen.